Frankfurt, 13.04.2024

Als mich der Wecker um 2 Uhr aus süßen Träumen reißt, denke ich nur kurz darüber nach, ob es sich gelohnt hat, mich für nur vier Stunden Schlaf ins Bett zu legen, denn ich bin mir sicher, dass es sich sehr lohnt, jetzt aufzustehen. Denn der Urlaub beginnt und der Fischerpfad in Portugal ruft!

Eine gute Stunde nachdem ich die Haustür hinter mir zugezogen habe, bin ich bereits am Frankfurter Flughafen und habe meinen Rucksack gut verpackt eingecheckt. Völlig stressfrei mit dem ÖPNV. Genau dafür liebe ich meinen neuen Wohnort.
Nach einer kleinen Wanderung zum Gate A36 wundere ich mich dort wie so oft, wie viele Fluggäste schon von der Aufgabe überfordert zu sein scheinen, „1 Stück Handgepäck“ richtig abzuzählen.

Obwohl weder das Boarding, noch der Abflug und auch nicht der Touchdown in Lissabon zu den planmäßigen Zeiten erfolgt, spricht niemand von Verspätung, wohingegen bei gleicher Verspätung der Bahn „skandalöse Zustände“ herrschen würden. Klassische Wahrnehmungsverschiebung. Und so ist es 9 Uhr, als ich mein Gepäck eine Dreiviertelstunde nach planmäßiger Ankunft wohlbehalten in meine Arme, beziehungsweise auf meinen Rücken nehmen kann.

Nachdem ich einem Metro-Automaten dank guter Vorbereitung problemlos ein Tagesticket entlocken konnte, belohne ich mich mit dem ersten portugiesischen Milchkaffee (galão) für 2,10 €. Im Flughafen Humberto Delgado wollte man dafür gut 4 € und in Frankfurt über 6 €. Welcher Irrsinn! Und lecker ist der Galão auch noch.

Mit der Metro fahre ich Richtung Bairro Alto. Aus einer der größten europäischen Finanzmetropolen kommend, nehme ich besonders wahr, wie farbenfroh und gepflegt die Metro-Stationen hier sind. Kein Müll, kaum Schmierereien und keine Obdachlosen, die in der Metro-Station herumhängen oder wohnen. Das Gegenteil von Frankfurt.
Als die Metro wegen technischer Probleme nicht weiterfährt, fühle ich mich fast heimisch und nehme dies zum Anlass, früher als geplant auszusteigen und stattdessen diesen Teil von Lissabon zu erkunden. Schon als ich durch den ersten Park gehe, ist der gute Eindruck dahin. Die Obdachlosen leben hier einfach in den Parks. Also herrscht hier doch keine bessere Situation - nur wärmeres Klima.

Am Praça de Figueira (Platz des Feigenbaums) brummt das Leben und ich bin von den historischen Gebäuden hingerissen - und natürlich von dem über 100 Jahre alten Aufzug, der den unteren mit dem oberen Stadtteil verbindet. Das alles bei frühlingshaften Temperaturen und stechender Sonne. Ich bin gespannt, wie ich die nächsten Tage damit klarkomme.
So erreiche ich das Wasser (den Tejo) am beeindruckenden Marktplatz (Praça do Comércio) mit Triumphbogen und Reiterstandbild. Und schon wurden meine geheimen Wünsche erhört, denn ein Verkäufer bietet Sonnenbrillen zum Aufklipsen auf die normale Brille an. Weil ich so nett bin, bekomme ich sogar einen Sonderpreis. Haha.
Jetzt kann ich wieder besser sehen und die indische Sängerin Sanaea Bubber sorgt für angenehme musikalische Untermalung der wunderschönen Aussicht, sodass ich gerne verweile und genieße.

Durch das höher gelegene Bairo Alto schlendere ich schwitzend zur spektakulären, 1885 erbauten Standseilbahn „Elevador de Gloria“, die mich wieder nach unten bringt. Da mir die Sonne zu schaffen macht, genieße ich eine Pause im Schatten und gönne mir ein leckeres Bierchen (Sagres 0,0) und die lokale Spezialität „Pastel de Nata“.

Den Fernbusbahnhof finde ich zum Glück rechtzeitig - Google sei Dank. Jetzt versuche ich, zu verstehen, wie das Prinzip funktioniert. Wie am Flughafen bekommen die Busse kurz vor Abfahrt einen Bussteig zugewiesen. Bis dahin kann ich mich also in der überdachtem Halle mit Café und benutzbaren Toiletten ausruhen. Die ungewohnte Wärme (laut Wetter-App gefühlte 27 Grad) setzt mir ziemlich zu. Hoffentlich akklimatisiere ich mich schnell.

Der Bus ist rechtzeitig da und fährt pünktlich ab. Ich habe mir einen (teureren) Platz in der ersten Reihe gebucht. Dort habe zwar die geringsten Überlebenschancen im Falle eines Unfalls, unerwartet wenig Beinfreiheit und eine grandiose Aussicht. Alleine schon die Fahrt über die Vasco-da-Gama-Brücke über den Tejo ist den Preis von schlappen 15 € wert. Schon bald nach Lissabon wird es ziemlich ländlich und wenig besiedelt.

Nach 3 Stunden bin ich dann genug durchgeschaukelt worden, habe Sines erreicht und kann den Kühltransporter verlassen. Endlich! Etwa 2000 km Luftlinie trennen mich jetzt von Frankfurt. Ab jetzt geht es langsamer weiter.

Der Check-in in mein AirBnB verläuft etwas holprig, doch dann bin ich drin. Die Wohnung hat 5 Zimmer, die sich 2 Bäder teilen. Hier darf man nirgends hingucken, doch es kostet nur die Hälfte des günstigsten Hotels - kein Wunder, dass ich in der Selbstversorgerküche zwei junge Mädels treffe. Sie sprechen ordentlich Englisch und entpuppen sich als Deutsche.

Ich ziehe gleich wieder los, um mir die Altstadt und den Strand (schon wieder Vasco da Gama) anzuschauen und Wasser für morgen zu kaufen. Direkt neben dem Schloss/Kastell esse ich draußen zu Abend. Die Sonnenschirme des einfachen Lokals sind zerfetzt, doch der „perfekte Salat“ (salada no ponto) besteht aus der ungewöhnlichen Kombination von Tomaten, Zwiebeln, Melone, gutem Schafskäse und frisch gebratenen Thunfischsteak-Stücken. Himmlisch! Hier gefällt es mir. Ich glaube, ich komme gerade im Urlaub an. Bitte weiter so!

 


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