Lich, 08.04.2023 (Ostersamstag)

Die Nacht im Wald verlief ruhig und störungsfrei. War es anfangs noch recht warm, wurde es gegen morgen kälter und an manchen Stellen kroch die Kälte in den muckelig warmen Schlafsack.

Das Zelt ist schön leicht, aber wirklich nicht zu groß. Solange ich drin liege, passt das, jedoch kann ich nicht drin sitzen und war es ein Kleiderwechsel im Zelt praktisch unmöglich meine Begeisterung dem warmen Schlafsack zu verlassen und das vom Tau pitschnasse Zelt abzubauen, hält sich in Grenzen - die erste Berührung meiner nackten Stirn mit dem von Kondens feuchten Innenzelts mach das nicht besser.

Laut Wetter App hat es 2°, während ich das Zelt abbauen, lasse ich auch meinen Kocher arbeiten. Der Regen der letzten Tage hat den Vorteil, dass ich mir um Waldbrandgefahr grade keine Sorgen machen muss.

Um kurz nach 8:00 Uhr mache ich mich dann auf dem Weg und erfreue mich am frischen Grün, dem Gesinge der Vögel und dem Gehacke eines Spechts im morgendlich verschlafenen Wald.

In Nonnenroth habe ich gleich eine der Begegnungen, weshalb ich es liebe, zu Fuss und alleine unterwegs zu sein. Im kleinen Einkaufsladen bekomme ich nicht nur etwas zum Frühstücken, sondern treffe auf jemanden aus dem Kirchenvorstand, der mir ausführlich über den Lutherweg und die tolle Möglichkeit, hier in Nonnenroth in Schäferwagen übernachten zu können, berichtet. Wir hätten uns noch lange unterhalten können. Mit dem extra für mich aus der eigenen Küche geholten Kaffee und einem Ostergebäck setze ich mich in der Nähe der Schäferwagen unter eine Überdachung - denn schon wieder regnet es leicht. (Unbezahlte Werbung: schaeferwagen-nonnenroth.de)

Zum Glück hat der Regen schon bald wieder aufgehört und vor der Mittagszeit erreiche ich Laubach. Da ich normalerweise nie Probleme mit Blasen habe, schleppe ich die Blasenpflaster immer umsonst durch die Gegend. Heute darf ich mal eins zum Einsatz bringen. Keine Ahnung, ob das an den neuen Schuhen liegt, oder daran, dass diese innen feucht sind. Ein Tag Regen und eine feuchte, kalte Nacht im Zelt gehen auch an Goretex-Schuhen nicht spurlos vorüber.

In eine Café verbringe ich etwas Zeit - ein Restaurant hat (noch) nicht geöffnet und insgesamt scheint der Ostersamstag Auswirkungen auf die Öffnungszeiten zu haben. Da dies heute vermutlich der letzte Kontakt mit der „Zivilisation“ ist, möchte ich diese Gelegenheit nutzen. Für heute Abend habe ein paar Nudeln im Rucksack.

Ich verlasse Laubach auf einer Straße, direkt an der Wetter, an der noch Hochwasser-Hinweistafeln vom März hängen. In einigen Gärten türmt sich Sperrmüll. Damals musste diese Straße gesperrt werden und in einem Katastrophen Einsatz das Gewerbegebiet vor größerer Überflutung geschützt werden. Wenn man den heute noch nicht einmal knietiefen Bach vorbeiplätschern sieht, ist das wirklich schwer vorzustellen.

Beim Forsthaus Ruthardtshausen entdecke ich eine Kirchenruine. Ich steige steilen vor uns begutachten. Die Überreste das 1260 errichteten Gebäudes welches seit fast 500 Jahren nurmehr eine Wüstung ist. Ist es Einbildung, dass dieser Ort eine besondere Ausstrahlung hat? Direkt daneben wäre eine hervorragende Zeltmöglichkeit, aber ich möchte noch weiter.

Es geht nun ständig bergauf und als ich den Höllerskopf überschreite, wird mir klar, dass ich mich spätestens jetzt im Herzen des Vogelsbergs befinde. Es folgt der - leider nur geographisch- Höhepunkt des heutigen Tages, den ich auf Teerstrasse mit extremem Gegenwind erklimme. Die Windräder freuen sich - ich nicht.

Der Wasserhahn auf dem Friedhof in Kölzenhain befindet sich noch im Winterschlaf, so dass ich auf die lokale Bevölkerung angewiesen bin, mir köstliches Vogelsberger Nass für mein Abendessen zur Verfügung zu stellen. Es stellt sich heraus, dass dies überhaupt gar kein Problem ist. Eine Frau, die gerade in ihrer Garage arbeitet, füllt meine Flasche und wünscht mir eine schöne Wanderung. Hätte nicht gedacht, dass das so einfach geht.

Ich erreiche die Schleunigsteine wo ich neben einer Schutzhütte mein Zelt aufstelle. Erstmals sehe ich Menschen auf Gassi-Runde. Ich hoffe, es ist trotzdem eine gute Wahl für das Nachtquartier. Ich begutachte das Blasendesaster an den Füßen. Einmal fette Blase unter dem Blasenpflaster und am anderen Fuß eine Blublase. Kein Wunder dass das weh tut. Bin gespannt, wie ich damit morgen weiter wandern kann. Hier oben ist es windig und mir wird jetzt schon kalt. Schnell was zu essen kochen und dann ab ins „Bett“.

Fazit des Tages: Dinge, derer ich mir sicher war, dass sie gutgehen, wie z.B. problem- und blasenfrei die Distanz überwinden, funktionieren nicht. Anderes, vor dem ich Bammel hatte, wie fremde Menschen nach Wasser fragen, klappen problemlos.

Länge Auf Ab
31.7 km 708 Hm 370 Hm