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Lungern, 14.06.2021

Die Sonnenstrahlen lassen das Wilerhorn im Morgenlicht erstrahlen. Das ist das erste, was ich vom Bett aus sehe, in dem ich sehr gut gelegen und geschlafen habe.
Der Frühstücksraum haut mich um. Alles super liebevoll mit historischen Accessoires und witzigen Sprüchen dekoriert. Dazu kommt ein aufmerksamer Service und ein hochwertiges Buffet. Ein Traum!
Im Volg kaufe ich etwas Obst und begebe mich auf die andere Seeseite (NW) und wandere unterhalb der Dundelbachfälle eben entlang des Lungerersees (mehrere Schreibweisen erlaubt). Sehr interessant ist auch die Historie dieses natürlichen Sees, der Ende des 18. Jahrhunderts um 35m tiefer gelegt wurde, um Nutzland zu gewinnen. Dies wurde später rückgängig gemacht, um die Wasserkraft zu nutzen. (Wiki hat einen interessanten Artikel hierzu).
Auch wenn alles bei diesem Wetter malerisch und schön aussieht, gab es hier schon schlimme Unwetter-Katastrophen. Dass die Kirche von Lungern auf einem hohen Hügel steht, ist kein Zufall… - die alte wurde durch ein Unwetter 1881 größtenteils zerstört.
Am Ende des Sees wandere ich auf den Kaiserstuhl hinauf und blicke auf den Sarnersee zu dem ich nun möchte.
Interessant ist es, unter der Autobahnbrücke entlang zu wandern und zu sehen, dass die Brückenpfeiler in tiefen zylindrischen Beton-Löchern stehen, die unten entwässert werden. So wird also dafür gesorgt, dass die Pfeiler „trocken“ stehen können. Zudem wirken vermutlich Kräfte aufgrund von Verschiebungen des oberen Erdreichs nur auf den Zylinder - und nicht auf den Pfeiler. Das habe ich so auch noch nicht gesehen.
In Giswil werde ich wieder im Versuchung geführt, über einen zwei Stunden längeren und deutlich mehr Höhenmetern fordernden Bergweg an mein Ziel zu gelangen. Heute widerstehe ich der Versuchung. Stattdessen wandere ich auf dem Uferweg nach Sachseln. An einem schattigen Plätzchen direkt am See mache ich Mittagspause. Einige Leute liegen am See, aber selbst im gut frequentierten Strandbad sehe ich insgesamt keine Handvoll Leute im Wasser. Vermutlich ist es noch recht kalt.
Das markante Stanserhorn direkt vor mir, welches morgen neben meinem Weg liegt, ruft laut nach mir. Auch wenn es reizt, muss ich auf dem Ohr taub bleiben, denn sonst käme ich auf ca. 9,5 Stunden (markierte) Gehzeit und min 1200 Hm rauf und 1400 Hm runter. Das wäre eine reizvolle Tour mit leicht(er)em Rucksack und anschließendem Entspannungstag. Und mit der (spektakulären) Bahn runterzufahren ist für mich keine Option! Ich bleibe brav auf der Via Jacobi. Schluss! Aus! Basta!
Nach einigen Pausen gehe ich in Sachseln noch einkaufen. Für das Abendessen und für die Wanderung morgen, denn in Flueli-Ranft und den Orten auf dem Weg gibt es keinen Laden. (Laut Recherche ist nämlich mein Gasthaus geschlossen - beim anderen Haus am Platz bin ich nicht ganz sicher, aber die Speisekarte spricht mich nicht an, da es nur Fleisch/Fisch-Gerichte gibt und langweiligen Salat. Und das Jugendstil-Hotel-Restaurant ist mir zu gehoben. Ich bin gewandert und möchte a) satt werden und b) nicht angestarrt werden.)
Beim Aufstieg kommt mir Pilger Stefan entgegen und fragt mich, wie weit es noch sei…. So kommen wir ins Gespräch. Er ist erfahrener und gläubiger Pilger und erst seit heute wieder unterwegs (und kam wegen der Arbeit erst später als geplant los). Er hat wie immer nichts gebucht und lässt sich vom Weg herausfordern (Und der Herr oder der Weg wird es schon richten). Er meint, er habe in dieser Hinsicht enormes Gottvertrauen und es habe sich bisher immer etwas ergeben. Einen Schlafsack hat er auch nicht dabei. Er hat sich bei Gewitter auch schon mal in eine Kirche gesetzt und gewartet bis der Pfarrer zuschließen wollte um zu fragen ob er in der Kirche übernachten könne. Und wurde dann eingeladen. Dieses Mal möchte er innerhalb einer Woche nach Fribourg kommen. Für heute (es ist 16 Uhr) hat er weder eine Idee, wohin er noch wandert und wie weit welche Orte entfernt sind, denn sonst hätte er mich nicht gefragt, noch wo er unterkommt. Er sagt, das entspanne ihn kolossal. Na gut. Ich kann mir das für mich nicht vorstellen.
Über steile Almwiesen steige ich nach Flüeli-Ranft auf. Die Sonne brennt - die Aussicht ist prima. Das Gasthaus Paxmontana, in dem ich gebucht habe, ist noch im Winterschlaf, so dass ich ins gleichnamige Jugendstil-Hotel, welches 300m entfernt ist, gehe, um dort einzuchecken.
Alles - incl. Frühstück - findet hier statt. Nur nicht mein Zimmer. Das ist im Gasthaus. Bei dem Wetter ist das zu verkraften - richtig toll finde ich es dennoch nicht. Den alkoholfreien Begrüßungs-Apéro nehme ich daher gleich auf der Jugendstil-Hotel-Terrasse ein. Wunderbar.
Flüeli-Ranft ist übrigens ein bekannter Wallfahrtsort des Schweizer Nationalheiligen „Bruder Klaus“ bzw. Niklaus von Flüe. Er lebte im 15. Jahrhundert, verließ seine Familie mit zehn Kindern, als der älteste Sohn zwanzig Jahre alt war und die Familie ernähren konnte, um sich nur unweit in der „Ranft“ als Einsiedler niederzulassen und dort in seiner Klause ein intensives Gebetsleben zu führen. Für mich interessant ist, das er an meinem Geburtstag geboren und gestorben ist und 70 Jahre alt wurde. Das war zu der Zeit ein unglaubliches Alter. Die „Ranft“ mit seiner Klause muss ich mir morgen unbedingt noch anschauen.
Aus meinem Zimmer, welches trotz Upgrade auf Doppelzimmer recht einfach ist, kann ich direkt auf das ursprüngliche Wohnhaus von Bruder Klaus und die wunderschöne Berglandschaft blicken. Im Zimmer befindet sich sogar ein Fernglas, mit dem ich die tolle Bergkette dahinter bestaunen kann. Und dank Dachbalken, der auf 1,90 m quer durch das Zimmer verläuft, kann ich sogar ganz ohne Equipment und auch tagsüber die Sterne sehen.
Fazit: Auch heute war wieder ein besonderer Tag, den ich sehr genossen habe.

Länge Auf Ab
21.2 km 358 Hm 390 Hm

 


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