Monchique, 26.04.2025

Nach besonders anstrengenden Tagen schlafe ich meist besonders schlecht und nicht, wie viele denken, fest und tief wie ein Stein.
Ich bin erfreut, dass die Nacht ganz okay war und ich mich einigermaßen erholt fühle.

Ich frühstücke alleine im glücklicherweise beheizten Frühstücksraum mit Blick in die Hügel, die im oberen Bereich von tiefliegenden Wolken umspielt werden.
Mit der aus den Niederlanden stammenden Frau (vielleicht der Tochter der merkwürdigen Frau von gestern Abend) tausche ich mich über die Etappe, die gerodeten Eukalyptusbäume und die Via Algarviana insgesamt aus und merke, wie gut es tut, schon am Morgen mein Minimal-Wörterpensum austauschen zu können.
Nun verstehe ich auch den Zustand des Hauses, das sie vor vier Jahren (vermutlich total heruntergekommen) gekauft hat und nun (vermutlich) modernisiert. Das moderne Bad passt nämlich null zum Rest des Hauses.

Schon gestern wundere ich mich beim Abstieg vom Picota-Gipfel über rote Flatterbänder, die zwischen den Büschen flattern. Heute treffe ich auf die Läufer der dazugehörigen Trailrunning-Veranstaltung.

Ich steige durch enge, gewundene Gässchen im Ort hinauf. Dieses kleine Bergdorf Monchique hat echt Flair und gefällt mir gut.
Weiter geht es auf einem wirklich schönen, schmalen Pfad.

Wenn ich darauf stehen würde, von sportlichen Menschen überholt zu werden und knackigen Hintern hinterherzugehen, würde es mir noch mehr Spaß machen.
So aber verleitet es mich nur dazu, schneller zu gehen, als ich es sonst tun würde. Mein Kardiologe würde sich freuen, dass ich auch mal höhere Herzfrequenzbereiche nutze.

Der Blick Richtung Portimão und Küste ist wunderbar, auch wenn es leicht trübe ist. Je weiter ich mich auf tollen Bergwegen dem Fóia-Gipfel, der höchsten Erhebung der Algarve mit 902 m, nähere, desto windiger wird es.
Da inzwischen die Sonne vom strahlend blauen Himmel scheint, ist dies sehr angenehm. Was für ein toller Wandertag!
Als ich 1 km vor dem Gipfel die Fahrstraße erreiche, dreht die Markierung der Trailrunning-Veranstaltung ab und ich bin nicht böse darüber.

Ich erreiche den sehr windigen Gipfel und genieße die Aussicht. Ein echter Höhepunkt!
Das Restaurant, in dem ich gerne einen Kaffee getrunken hätte, ist sinnigerweise samstags geschlossen, und im Souvenirladen könnte ich nur dicke Wollpullis, Mützen, Schnaps und Andenken kaufen. Danke, aber nein danke.

Ich wandere weiter und befinde mich nun auf der westlichen Seite des Monchique-Gebirgszugs, was mir fantastische Blicke auf die Westküste Portugals beschert: Aljezur, Carrapateira – all die schönen Ortschaften und Küstenabschnitte, die ich letztes Jahr auf dem Fischerpfad erwandern durfte und mit denen ich viele schöne Erinnerungen verbinde.
Wenig später kann ich schon den Stausee erkennen, der mein morgiges Tagesziel sein wird.
Das Kap Sankt Vincent ist bei der aktuellen Wetterlage noch zu weit entfernt, um es klar sehen zu können.

Ich würde wirklich gerne mal Mittagspause machen, doch hier oben ist es so windig und in der Nähe der Windräder auch so laut, dass ich weitergehen muss. Das hätte ich so nicht erwartet.

Nur noch wenige Kilometer vor Marmelete finde ich doch noch einen Rastplatz und bin begeistert über das Sandwich, das ich heute mitbekommen habe: Vollkornbrot mit Hummus und Avocado – fantastisch!

Durch jungen Eukalyptuswald wandere ich nun weiter nach Marmelete.
Vor einigen Jahren gab es hier großflächige Waldbrände, die Teile des Korkeichenwalds zerstört haben.
Nun gibt es viel schnell wachsenden Eukalyptus, der nicht nur brandgefährlich sondern wohl auch wirtschaftlich sehr attraktiv ist.

Marmelete ist ein süßes kleines Dorf mit weniger als 1000 Einwohnern und keiner adäquaten Unterkunft. (Den Schlafsaal der Gemeindeverwaltung hatte mir mein lokaler Reiseveranstalter wohl nicht zumuten wollen.)
Daher warte ich nun eine Dreiviertelstunde, bis mich mein Transfer in eine Unterkunft außerhalb abholen soll, und verkürze mir diese mit einem Cappuccino. (Hier ist ein „amerikanisches“ Burger-Restaurant, in dem es keinen Galão gibt. Atmosphäre und Preise sind entsprechend.)

Der Transfer verläuft reibungslos – der Check-in nicht ganz so.
Ein nur Portugiesisch sprechender Gärtner zeigt auf ein Zimmer, an dessen Tür ein Schlüssel steckt.
Ich rufe die Nummer der Unterkunft an, lande aber natürlich auf einem Anrufbeantworter.
Also versuche ich es noch einmal mit Google Translate und dem Gärtner. Er sagt, dass es schon das richtige Zimmer sei, wenn dort ein Schlüssel stecke.
Mir kommt das alles noch ziemlich merkwürdig vor. Während ich mich noch wundere, erreicht mich dann doch der Rückruf – und es stellt sich heraus, dass alles in Ordnung ist.
Ein kleines Zettelchen mit meinem Namen hätte mein Leben deutlich einfacher gemacht.
Insgesamt dürfte der Unterkunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Einfach ist okay – einfach schmutzig nicht. Überall hängen Schilder mit der hohen Bewertung auf booking.com – doch auch die ist Geschichte.

Das einzige Restaurant gegenüber findet zwar noch einen Platz für mich, doch entgegen der telefonischen Aussage des Vermieters, dass man dort Bescheid wisse, dass ich komme, wird dies verneint. Stattdessen bekomme ich zu hören: „They never talk to us. They are too rich to talk to us.“ Oha! Sympathie klingt anders.

Das Essen ist eine lokale Spezialität: In der vegetarischen Variante besteht es aus eingeweichtem alten Brot, Gemüse, Ei und Käse – und schmeckt richtig lecker.

Fazit: Heute war ein besonders schöner Wandertag  

Länge Auf Ab
17 km 567 Hm 610 Hm

 


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