München, 24.07.2022

Die Nacht war überraschend angenehm und ich hatte sehr rücksichtsvolle Mitbewohner*innen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass jemand leise in das Bett über mir steigt. Das war‘s. Auch wenn das Gebäude total runtergekommen ist, ist das Zimmer wirklich gut durchdacht und nicht billig ausgestattet. Und überhaupt nicht hellhörig. Das habe ich in deutlich teureren Hotels schon ganz anders erlebt.

Da ich meine Klamotten gestern parat gelegt hatte, kann ich mich ohne großen Lärm fertig machen und bin um kurz nach 6 Uhr weg.

Ich lasse wieder das überflüssige Gepäck im Schließfach am Hauptbahnhof und nehme den Zug um 7 Uhr nach Lenggries. Der ist schon ab Hauptbahnhof bis fast zum letzten Sitzplatz mit Wanderern und Radfahrern gefüllt und wird auf der Fahrt noch richtig voll. Das Wetter heute verspricht, traumhaft zu werden. Mal schauen, wo genau mich der Weg hinführt. Eine Idee habe ich schon, möchte den Verlauf jedoch an die effektive Gehzeit und meinen Zustand anpassen.

Die Idee, erst in Lenggries etwas vom Bäcker zu erstehen, anstatt es von München mitzubringen, entpuppt sich wegen der langen Schlange und der damit verbundenen Wartezeit als suboptimal.

Nach 2 km erreiche ich den Wanderparkplatz und die Tour darf offiziell beginnen. Und so ersteige ich erst auf breiten, dann schmaleren Wegen den Grasleitenstein und -kopf und bin schon kurz nach 11 Uhr sogar schon an der Lengrieser Hütte. Ich gönne mir einen Kaffee und ein phantastisches Stück Kuchen und bekomme eine Diskussion mit, ob es nun obszön sei, den Kuchen als „feucht“ zu bezeichnen und ob man nicht eher „saftig“ sagen müsse. Probleme haben die Leute!

Die Bergkette der Kampen lockt und so beschließe ich, diese zumindest noch zum Teil zu besteigen.

Nach nur 30 Minuten stehe ich auf dem Seekarkreuz und beschliesse, den Weg fortzusetzen. Vor dem Aufstieg auf den Spitzkamp dann das Schild, welches Trittsicherheit und alpine Erfahrung fordert. Diese benötiget es tatsächlich in einem Maße, wie ich sie gerne (wieder?) hätte, um mich hier völlig entspannt in den ausgesetzten Stellen bewegen zu können. Die kurzen Kraxeleinlagen machen mir prinzipiell Spass - nur halt nicht, wenn es gleichzeitig ausgesetzt ist. Der Spitzkamp ist halt nicht nur ein einfacher Grashügel…

Dem Grat entlang geht es nun einfacher weiter, bis ich den Ochsenkamp erreiche. Hier mache ich nun richtig und lange Rast und genieße den Ziegenkäse, den ich heute früh aus dem SB-Automaten an einem Hof nahe Lenggries gezogen habe.

Jetzt passt alles. Berggipfel mit Rundumblick für mich alleine, super Wetter, was leckeres zu Essen und (noch?) keinen Zeitdruck.

Nach einer halben Stunde Pause wandere ich kurzweilig knapp 400 Hm hinab zum Hirschtalsattel. Noch ist volle Konzentration gefragt, den der schmale Steig ist ist mal geröllig, mal wurzelig, mal rutschig - und dies in beliebiger Kombination. I love it!

Ab dem Sattel starte ich den langen, mit 2 Stunden markierten Talhatscher über die Forststrasse. Das war der Preis für die Kampen-Überschreitung. Und er war es absolut wert!

Zurück am Wanderparkplatz weiß ich, dass es nur noch 2 km bis zum Bahnhof sind, lasse ich nicht vom Schild Weiher-Rundweg nach Lenggries verführen. Das verspricht Abkühlung! Der Weiher ist ziemlich zugewachsen, so dass aus dem Badevergnügen nichts wird - ein kleiner, netter Abstecher war es trotzdem.

Und so kommt es, dass ich eine Stunde früher als nötig zurück nach München fahre. Ich könnte zwar auch noch in Lenggries in einen Biergarten, da der Zug heute Morgen schon so voll war und die Leute irgendwann auch zurück wollen, möchte ich möglichen Platz-Problemen aus dem Weg gehen.

Und so habe ich die Gelegenheit, noch in Ruhe etwas in Bahnhofsnähe zu essen, bevor ich in den pünktlich nach Frankfurt abfahrenden Zug steige.

Ich wundere mich über den „seltsamen“ reservierten Platz am Fenster. Das Rätsel löst sich dann, als der Schaffner über das „falsche Layout“ auf seinem Gerät schimpft und es mir zeigt - und da wird mir alles klar. Im Layout, welches ich gebucht habe, war dieser Platz ein Einzelplatz - in der Realität nicht…

Ich hoffe, das ist die letzte Bahn-Überraschung für heute.

Und so endet ein unglaublich eindrucksvolles, erlebnisreiches Wochenende! Das schreit nach Wiederholung.

PS: Dank 9-€, kostete das ganze Wochenende (Fahrkarten, Übernachtung) weniger als 100€. Das Erlebnis ist unbezahlbar.

Länge Auf Ab
21.2 km 1104 Hm 1105 Hm

 


Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.