Blankenrode, 05.05.2023

Die Nacht verläuft ruhig und der erste Blick aus dem Fenster stimmt mich optimistisch, denn noch scheint die Sonne und der Himmel ist nur teilweise bewölkt. 

Das Frühstück steht in Buffetform in einem kleinen Raum - gegessen wird im (leeren) Gastraum. Außer mir ist niemand da.
Helle Aufbackbrötchen, Wurst und Käse, sowie diverse Aufstriche, Kaffeepulver etc. - was sich über die Zeit angesammelt zu haben scheint …. - der in zwei Thermoskannen bereitgestellte Kaffee ist allerdings nach meinem Geschmack.
Die Frau des Besitzers zeigt mir, wo das Büfett steht und wo ich essen kann. Das war’s an Interaktion. Hier fühle ich mich eher geduldet als willkommen.
Ich frage mich, was diese Menschen dazu bringt, oder zwingt, dieses Haus zu führen.
Falls es Freude ist, gelingt es Ihnen ziemlich gut, diese zu verbergen.
Beim Check out dränge ich dem Besitzer noch ein Gespräch auf und erfahre, dass sie dieses Haus vor zweieinhalb Jahren gekauft haben, aber selbst keine Gastronomie anbieten wollen. Daher wird diese von dem Niederländer betrieben, den ich gestern kennengelernt habe.

Als ich um 8:30 Uhr starte, hat sich der Himmel schon etwas mehr zugezogen. Da ich Wasser und Proviant für den ganzen Tag
mitnehmen muss, ist der Rucksack überraschend schwer.
Auf einem Waldpfad, der schöner gar nicht sein könnte, erreiche ich bald die Wasserscheide Rhein/Weser und wenig später den Eingang zur Stadtwüstung Blankenrode. Außer der Infotafel, einem nett gemachten Hörerlebnispfad und ein paar Erdhügel ist von der ehemaligen Stadt und der Burg nichts mehr zu sehen.

Ich habe die Stadtwüstung noch nicht ganz verlassen, als ich die ersten dumpfen Donnerschläge des herannahenden Gewitters vernehme. Das klingt nicht gut. Vielleicht habe ich ja Glück, und es zieht vorbei?
Keine 5 Minuten später setzt der Regen ein. Ich spanne meinen Schirm auf, fange laut an zu singen, und bin, so merkwürdig es erscheinen mag - glücklich! Und auch der Regen hört bald wieder auf.

Im weiteren Verlauf wechseln sich Passagen auf schnurgerader, strunzlangweiliger Forstautobahn mit herrlichen Pfaden ab. Unten im NSG Schwarzbachtal wächst grüner, gesunder Laubwald, während man die vertrockneten Baumleichen, die nach dem Anstieg auf die 413 m hohe „Nadel“ dominieren - falls sie noch nicht gefällt sind - kaum als Wald bezeichnen kann. Stehendes Totholz ist wohl der Fachbegriff dafür. Nicht gut!

Bei der Mittagspause stelle ich fest, dass die frühlingshaften Temperaturen zwar schön für mich sind, aber nicht für den Scheibenkäse, den ich dabei habe, denn dieser suppt schon im eigenen Fett herum. Zum Glück war die Verpackung dicht. Die Temperatur sollte ich in Zukunft bei der Proviantauswahl also auch noch berücksichtigen.

Der Fernmeldeturm, der den heutigen Ausstieg aus dem E1 markiert und der aufgrund des nicht mehr existenten Waldes weithin sichtbar ist, kommt näher. Da ich prima in der Zeit liege, gönne ich mir den Umweg über den „Klippenweg“ der mich an die Kante eines 15 m hohen Sandsteinabbruchs führt. Dort herrscht Dürre, Dürre und nochmals Dürre. Wie das erst im Sommer wird?

Von hinten ziehen dunkle Wolken heran und ein kühler Wind frischt auf. Obwohl der 138 m hohe Fernmeldeturm nur einen knappen Kilometer entfernt ist, habe ich hier oben, wie schon auf großen Teilen der heutigen Strecke keinerlei Internet. Das ist seltsam, erklärt sich aber dadurch, dass dieser von der Telekom (und nicht Vodafone) betrieben wird.

Über eine schnell befahrene Landstraße erreiche den Bahnhof von Willebadessen. Inzwischen ist es feuchtschwül und drückend, aber immer noch trocken. Noch 2 km bis zum Hotel. Etwa 300 m vor dem Einkaufszentrum mit REWE bläst plötzlich ein Wind den Blütenstaub aus den Hecken und die Blütenblätter die Straße entlang. Die ersten Regentropfen fallen. Ich schnappe mir schnell meinen Schirm und nehme die Beine in die Hand. Beim REWE-Bäcker ist eine überdachte Sitzecke, in die ich mich hineinflüchte - und schon geht ein unglaublicher Wolkenbruch nieder. Das war Timing!
Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und ich bin froh, dass mich dieser Regenguss nicht im Wald erwischt hat. Bis ich die Regensachen angehabt hätte, wäre ich schon nass gewesen.

Ich verbringe fast 2 Stunden in dem Café und erledige nebenbei auch noch meine Einkäufe für morgen und schicke etwas per Post nach Hause. Praktischerweise befindet sich alles im gleichen Gebäude und ich habe Zeit, denn das Hotel öffnet ohnehin erst ab 17:00 Uhr.
Auf dem Weg zum Hotel fängt es dann noch mal richtig an zu regnen und ich werde doch noch nass. Mist!

Das Zimmer ist groß und hell und die warme Dusche ist genau das, was ich jetzt brauche. Da ich absolute keine Lust mehr habe, rauszugehen und das Hotel arm an vegetarischen Gerichten ist, esse ich eine Spargelsuppe und dann im Zimmer noch den Rest Brot, den ich dabeihabe.

Fazit fällt heute ins Wasser.

Länge Auf Ab
23.8 km 346 Hm 509 Hm

 

 


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