Kiel, 16.06.2023

Im großen, bequemen Bett habe ich dennoch schlecht geschlafen. Zu viel Musik und Lärm von der Straße. Zu viele unproduktive Gedanken an „die Zeit danach“. Nicht gut.

Der Himmel zeigt sich bedeckt und es ist noch etwas kühler als gestern. Laut Wetter-App soll es zumindest den Vormittag über trocken bleiben. Dennoch fährt der Bus durch einen heftigen Schauer, als wir gerade die Holtenau-Hochbrücke mit (normalerweise) tollem Blick auf die Schleusenanlagen überqueren.
Die Entscheidung, wo ich heute überall baden gehe, dürfte leicht fallen.

Nach dreiviertelstündiger Busfahrt erreiche ich Strande. Es ist trüb, diesig und mit 14° nicht besonders warm. Immerhin regnet es nicht.

Bis zum Bülker Leuchtturm, der grün-weiß auf einem Landzipfel steht, aber aus Brandschutzgründen momentan nicht bestiegen werden kann, ist es nicht weit. Ich versuche zu verstehen, wie so ein Leuchtfeuer funktioniert und weil das so anstrengend ist, gönne ich mir heute ausnahmsweise ein Stückchen Apfelkuchen. Außerdem möchte ich unbedingt die letzten zehn Seiten in meinem Buch zu Ende lesen, über denen ich gestern Abend eingeschlafen bin. Seit Kiel ist das Wanderpensum deutlich entspannter. Und auch die fürs Baden eingeplante Zeit darf ich heute anderweitig nutzen. Inzwischen ist es so windig kühl, dass ich mit dem Gedanken spiele, den Pulli anzuziehen.

Wunderschön und interessant geht es nun am Hochufer entlang. Heute ist zwar der Schatten der Bäume nicht so wichtig, dennoch ist es schön, zwischen Bäumen entlangzugehen, während ich rechts von mir immer die Ostsee sehe und höre.

Als der Wald in Felder übergeht, wird das Hochufer höher und höher und bricht zum Strand hin steil ab. Ich nehme zur Kenntnis, dass der offizielle Weg angeblich am Strand verläuft und das Leben hier oben lebensgefährlich ist. Ist es das nicht immer und überall? Ich könnte mich jetzt über die Schilder aufregen, die nur den Zweck haben, Haftungsfragen von sich zu weisen, genieße jedoch lieber die wunderschöne Landschaft und den Ausblick von hier und folge dem gut ausgetretenen, inoffiziellen Weg. Kilometerweit durch Sand zu laufen, ist keine Option. Das ist extrem anstrengend und bestimmt nicht das, was mein immer noch durch Schiene geschonte Sprunggelenk möchte. Und außerdem empfinde ich es „oben“ als viel schöner.

Nach der Marine-Funkempfangsstation Schwedeneck-Stohl verlässt der E1 leider die zauberhafte Steilküste und biegt ins Landesinnere ab.
Der kleine Ort Stohl hat außer Wohnhäusern, zwei Bauernhöfen, viel Ruhe und einer Bushaltestelle, an der der Bus werktags viermal vorbeikommt, absolut nichts zu bieten.

Durch Felder und vorbei an einem Windrad, das heftig rotiert und Geräusche wie auf einem Flugplatz erzeugt, erreiche ich Dänisch-Nienhof und auch wieder die Küstenlinie mit Steilufer. Hier zu wandern ist um so vieles schöner, als im Landesinneren.

Ich genieße das Wandern und erreiche entspannt Surendorf über dessen Strandpromenade. Auch hier ist fast nichts los. Ein paar Menschen mit ihren Hunden oder Booten. Nur zwei Menschen sind im Wasser. Durch den Wind ist es ziemlich kühl, fast schon ungemütlich.
Direkt hinter dem Campingplatz muss der E1 einen Bogen um ein militärisches Sperrgebiet schlagen. Hier, wo das Ufer nicht völlig mit Algen bedeckt ist, hätte ich mal die Hand ins Wasser gestreckt, bin jedoch nicht bereit dafür 1,50 € Strandgebühr zu bezahlen.
Für mich ist dies die Stelle, um, nach einer Pause, den E1 zu verlassen und zur nächsten Bushaltestelle in Surendorf zu gehen.

Die heutige Wanderung entlang des Hochufers war spektakulär und ich hatte mich besonders darauf gefreut, hier wandern zu dürfen. Etwas schade ist es daher, dass es heute nicht wärmer und windstiller war. Dennoch bin ich froh, dieses Naturschauspiel gesehen zu haben. Und außerdem hätte das Wetter auch noch viel schlechter sein können.

Beim Warten auf den Bus sitze ich bei Netto und komme mit einem Radfahrer-Paar (mit alten, ganz einfachen Rädern und natürlich ohne Motor) kurz vor der Rente ins Gespräch. Sie sind auf dem Ostsee-Radweg unterwegs zur JuHe Kiel und schwärmen sehr von der Gegend um Glücksburg, speziell dem „Zipfel“ Holnis, denn dort sei es ganz toll zum Entschleunigen. Ich nehme das mal als Tipp mit.

Der große Gelenkbus fährt für mich alleine und auch der Wanderer, den wir unterwegs aufnehmen, hat problemlos Platz.
In Eckernförde besuche ich kurz den Strand und beschließe, heute definitiv nicht baden zu gehen.

In der JuHe werde ich freundlich empfangen und bekomme ein 6er-Zimmer, in dem ich noch alleine bin. Sollten heute oder die nächsten Tage noch Menschen spontan anreisen, ändert sich das, denn die JuHe ist komplett ausgebucht.
Unter anderem sind dies 7 Mannschaften für Beach-Handball, einer Sportart, von der ich noch nie gehört habe, die über das Wochenende an einem Turnier teilnehmen.
Es ist unglaublich, wie positiv anders das Verhalten dieser Kinder und Jugendlicher ist und wie extrem es sich von dem der Schulklassen, die ich bisher erlebt habe, unterscheidet. Am Alter liegt es nicht.

Länge Auf Ab
16.2 km 117 Hm 92 Hm


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