Eckernförde, 17.06.2023

Die Nacht war ausgezeichnet und ich bin völlig ausgeruht. Da die Sportler gestern Abend unterwegs waren, bin ich früh eingeschlafen. In der Nähe ist ein unbeschrankter Bahnübergang, der so lange bimmelt, bis der Zug durch ist. Dieses Geräusch erinnert mich an meine Kindheit und ich habe es irgendwie als sehr beruhigend empfunden. Erst beim Frühstück habe ich mitbekommen, wie störend das Geräusch auf viele der jungen Menschen gewirkt hat, die angeblich „kein Auge zugemacht“ haben.
Ich bin wieder von der Disziplin der Beachhandballer*innen begeistert - es kam gestern noch eine andere Gruppe Sportler, bei denen es nicht ganz so ausgeprägt ist. So standen sie z.B. tatsächlich um 7:20 vor dem komplett aufgebauten Frühstücksbuffet und wollten bis 7:30 warten, bis die Frühstückszeit beginnt.

An der Bushaltestelle warte und warte ich, aber der Bus kommt nicht. Ich überlege mir schon, in Gegenrichtung zu wandern und mit dem Bus zurückzukommen, aber die Verbindungen sind miserabel. Oder vielleicht heute den Ruhetag machen, statt morgen? Doch ich habe Lust zu wandern.
Mit 19 Minuten Verspätung kommt der Bus doch noch. Diese Verspätung hat er sich aus der vorherigen Fahrt gesammelt. Der Fahrer ist sehr nett und erzählt mir von seinem Fahrrad-Pilgern auf dem Camino del Norte und wie er dieses Jahr überwintern möchte und so verfliegt die Zeit auf dem Weg nach Surendorf. Dort bietet er mir an, mich noch Richtung Strand mitzunehmen. Zwar wendet er den Bus öfter an der Haltestelle an der Hauptstraße, aber Richtung Strand ist die Stelle, an der sie offiziell wenden sollen. Das Angebot nehme ich gerne an und kann somit direkt und lückenlos in den E1 einsteigen.

Am Sandstrand ist es traumhaft schön, wenn man den Seetang ignoriert, und heute passt auch das Wetter. Die Sonne steht am wolkenlosen Himmel und hat richtig Kraft. Das könnte den Tag über noch anstrengend werden. Ich überlege, ob ich gleich hier ein Bad nehme, entscheide mich dann dagegen, denn ich möchte erst ein paar Kilometer des heutigen Wegs begehen.

Nach einem wunderschönen und aussichtsreichen Wegstück auf dem Hochufer werde ich ab dem Campingplatz Grönwohld direkt an den Strand gezwungen. Jetzt habe ich die Wahl, ob ich im weichen Sand oder in grobem, losem Kies laufen möchte. Auf der Hitparade meiner bevorzugten Wanderuntergründe rangiert beides sehr weit hinten.

Ich freue mich, als ich den Strand verlassen darf und zum Dorf Noer abbiege. Ich bin gerade mal 5 km gewandert und schon ziemlich fertig. Der ungewohnte Untergrund macht es sehr anstrengend. Hier im Ort wäre jetzt die Möglichkeit, noch mal eine Wasserflasche aufzufüllen, denn es ist sehr warm. Doch im Neubaugebiet schien es einen Wettbewerb gegeben zu haben, wer die höchste Hecke und den höchsten Zaun bauen kann. Ich denke, das sagt etwas über die Bewohner aus und nirgends ist jemand zu sehen oder zu hören.
Im älteren Teil des Ortes sehe ich glücklicherweise eine alte Frau vor ihrem Haus sitzen. Natürlich kann ich Wasser bekommen und nach einem kurzen Schnack füllt sie mir, weil sie es besonders gut meint, sogar Selters in meine Trinkflasche.
Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich das folgende schattige Stück durch den Wald genieße. Es fühlt sich so gut an, als ob ich für immer hier bleiben könnte.

Es folgt wieder ein Wegstück am Strand. Völlig einsam ist es hier. Und schön. Ich treffe nur auf eine nahtlos gebräunten Frau, die an einer schattigen Stelle liegt und von ihren Hunden bewacht wird. Es tut mir schon fast leid, dass ich sie in ihrer Ruhe störe, als ich vorbeiwandere.
Außer Sichtweite finde ich ein ähnlich schönes Plätzchen für mich, bei dem der Bereich an der Düne durch Bäume beschattet ist. Am Wasser sind nur die ersten paar Meter direkt an der Wasserlinie unangenehm, da hier der Tang wächst und die Steine glitschig sind. Danach folgt allerfeinster Sandboden und eine prima Wassertemperatur.
Auch meine Badehose darf sich weiter im Rucksack ausruhen. Kein Mensch weit und breit. Im Gegensatz zum Wald sind hier auch keine Vögel, mal von ein paar Möwen, vermutlich Lachmöwen, abgesehen, die immer mal vorbeifliegen. Und ob die sich amüsieren, ist mir egal.
Es ist so schön hier, dass es, für meine Verhältnisse, sehr lange hier aushalte.
Meine Zeltunterlage darf unter Beweis stellen, dass sie auch am Strand eingesetzt werden kann. Und sie besteht diesen Test mit Bravour.

Anscheinend möchte der E1 den Strand gar nicht mehr verlassen. Ich kämpfe mich voran. Langsam, sehr langsam. Ganz in der Ferne kann ich am Ende der Bucht Eckernförde sehen, welches immer noch nicht näherzukommen scheint.

Irgendwann habe ich es doch geschafft und der Weg schwenkt hinauf zum Hochufer und einer traumhaften Waldpassage. Vielleicht die Schönste überhaupt, jedoch hat mir die Sonne schon so das Hirn weggebrutzelt, dass ich nicht sicher bin.
Das letzte Stück des Waldes ist ein Friedwald, was hier allerdings Begräbniswald zu heißen scheint. Das Konzept ist mir durchaus vertraut, doch ich bin überrascht, dass die Bäume nicht nur Nummern tragen, so wie ich es kenne, sondern auch Plaketten auf denen der Namen und die Daten des verstorbenen stehen. Das habe ich so noch nicht gesehen und brauche das für mich eher nicht.

Am langen Strand von Eckernförde entlang geht es parallel zum Auto-Stau auf dem Radweg zum Ortseingang. Witzig ist, dass heute die Wander-Veranstaltung „Marsch zum Meer“ stattfindet und ich nun quasi durchs Ziel wandere. Egal – ich hatte meine eigene Wander-Veranstaltung - und zwar die 36. mehr oder weniger am Stück.

Kurz darf ich noch auf einen schmalen Spazierweg ausweichen, bevor ich auf der Strandpromenade lande, auf der ich an jeder Menge Strandkörben und Menschen am Strand das Zentrum erreiche.
Pünktlich zum Ende der Wanderung schieben sich ein paar dunkle Wolken vor die Sonne und es beginnt, in der Ferne zu donnern und ganz plötzlich abzukühlen.

Ich gehe noch schnell zu einer Bushaltestelle, an der ich übermorgen den E1 fortsetzen werde. Morgen ist Ruhetag und Besichtigen von Eckernförde angesagt.
Etwas Ruhe schadet sicher nicht - der Hauptgrund ist jedoch, dass sich die Etappe zum Aschberg (zum Planungszeitpunkt) am Sonntag nicht durchführen ließ, denn es gibt generell nur eine (teure) Übernachtungsoption und die war leider ausgebucht - und mit ÖPNV ist leider nichts zu machen. Also freue ich mich auf einen entspannten Tag in Eckernförde oder Umgebung.

Und damit ich nicht völlig vereinsame, sind heute Abend noch 4 Segler, die in einer Regatta der Kieler Woche von Kiel nach Eckernförde gefahren sind, im gleichen Zimmer.

Länge Auf Ab
20.7 km 100 Hm 102 Hm


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