Hamburg, 29.05.2023
Obwohl die Nacht „besonders“ war und ich auch laut meiner Uhr nur rund 3 Stunden geschlafen habe, stehe ich zeitig auf.
Ich frühstücke alleine, denn mir ist nicht nach Reden, rufe kurz bei der Polizei an und entscheide mich dann, keine Energie in diese Richtung zu investieren. Ein Besuch der Wache des 14 Reviers steht nämlich auf meiner „Not-To-Do-Liste“. Morgen werde ich mit der Herbergsleitung telefonieren und ggf. schreibe ich einen Anwalt an, der mich gerade in einer Flugrechtssache vertreten hat. Falls jemand jemanden kennt, der jemanden kennt, der Anwalt ist und mir kurz einen kostenlosen Rat geben möchte - sehr gerne eine Info senden. Danke!
Und dann: Haken dran und Fokus auf die positiven Erlebnisse!
Es ist wieder wunderschönes Wetter und mit Öffis erreiche ich den gestrigen Endpunkt gegen 9:15 Uhr. Dass der Busfahrer sich dabei verfährt und daraufhin mit Google Maps die richtige Route sucht, überrascht mich bei all den Merkwürdigkeiten schon gar nicht mehr. „This day my first day on this route“ meinte er in gebrochenem Englisch und schon leicht verzweifelt schauend. Er tut mir leid. Ich lächele. „Have a nice day!“
Durch ein Wohngebiet erreiche ich bald die Bille und folge ihr. Die Sonnenstrahlen blinzeln durch das Blätterdach und reflektieren sich auf der fast stehenden Wasseroberfläche. Die Blätter säuseln und abgesehen von einzelnen Radfahrern und Joggern alle paar Minuten bin ich mit den Vögeln und ein paar Stockenten für mich.
Es ist so schön, hier im Wald zu laufen, dass ich die Strecke einfach runterwandere, auch als ich irgendwann die Bille verlasse. Völlig unbemerkt wechsle ich dabei ins Bundesland Schleswig-Holstein.
Wenige Kilometer vor Ende der heutigen Etappe steht endlich mal wieder eine Bank am Wegesrand. Ich esse mein Brötchen und verkneife mir eine längere Pause und gehe weiter, denn im Schatten ist es mir heute zu kühl.
Das letzte Stück zur Station Aumühle führt entlang einer Straße. Ich merke deutlich, was ich den ganzen Morgen über nicht vermisst habe.
Inzwischen verspüre ich auch ein leichtes Ziehen im rechten Bein. Morgen werden es noch mal 5 km mehr. Das sollte hoffentlich klappen! Schön war’s heute!
Der Parkplatz der „Fürst Bismarck Mühle“, die ich nahe dem Ortseingang von Aumühle vorfinde, ist voll. Diese Lokalität erscheint mir selbst für einen Kaffee zu fürstlich. Schräg gegenüber bei Aral gibt’s zum Glück auch eine saubere Toilette und echt guten Kaffee.
Auf dem Rückweg in die Herberge nicke ich mehrfach ein. Die Botschaft ist eindeutig. Und so gönne ich mir nach einer langen Dusche, bei der ich mir hoffentlich alle Pollen und Eichenprozessionsspinner-Überresten eine Mütze Schlaf. Obwohl ich heute nur wenige Platanen gesehen habe, gegen die ich seit einem Jahr allergisch bin, zeigen sich leichte heuschnupfenartige Symptome. Da alle Mitbewohner abgereist sind, bin ich alleine im Zimmer. Ich hätte nichts dagegen, wenn das so bleibt.
Beim Abendessen (Burger im Bausatz) fällt mir auf, wie sehr sich die Klientel verändert hat. Am Wochenende nur „alte“ Menschen und ein paar Familien - heute dominieren mehrere Schulklassen. Ich quatsche ein wenig mit dem Busfahrer, der eine Klasse hergefahren hat - ansonsten bin ich für mich.
Für den Abend habe ich mir ein Ticket für eine Stand-up-Comedy auf der Reeperbahn besorgt.
| Länge | Auf | Ab |
|---|---|---|
| 13.2 km | 128 Hm | 126 Hm |
